Schloss Kremsegg Oö

Schloss Kremsegg bei KremsmünsterSchloss Kremsegg oberhalb von Kremsmünster liegt weithin sichtbar auf einem nach drei Seiten steil abfallenden flachen Höhenrücken. Es beherbergt ein international hoch angesehenes Musikinstrumente-Museum.

Schloss Kremsegg – die Besitzer

Die Entstehung des Sitzes Kremsegg auf dem vorspringenden flachen Höhenrücken oberhalb von Kremsmünster dürfte um 1300 anzunehmen sein. Erbauer sind aller Wahrscheinlichkeit nach die Herren von „Rot“ gewesen. In einer am 27. Februar 1181 von Kaiser Friedrich I. für das Kloster Kremsmünster ausgestellten Urkunde, tritt zum ersten Mal der Name „Rot“ mit Chunrad ins Licht der Geschichte. 1230 erneut eine Erwähnung, allerdings latinisiert als „Rufus Chunradus„. Das Geschlecht spaltete sich später in mehrere Linien auf. Der Sitz Kremsegg war zu Beginn zu zwei Drittel landesfürstliches und zu einem Drittel losensteinisches Lehen (lt. Grabherr je zur Hälfte). So belehnten die Brüder Gundakar, Hertel und Berthold von Losenstein im Jahre 1337 die „Erben Ritter Herrn Friderich dem Roten, Otten vnd Nyclan sein Prüdern … daz Ansiedel vnd daz Haus, darinne ir vater gesezzen ist Halbz„. Herzog Albrecht IV. belehnte im Jahre 1395 den Niklas Panhalm und Albrecht Hautzenpeck mit den beiden landesfürstlichen Dritteln und legte damit einen Grundstein der Streitigkeiten um Kremsegg. Diese gipfelten in einem Besitzstreit 1457 zwischen Nikolaus Panhalm und Andreas Rot, der sich in einer Kremsmünsterer Urkunde von 1433 als erster „zu Krembseckh“ nannte. Andreas Rot dürfte den Streit für sich entschieden haben, denn seine Tochter, Barbara Rothin, brachte die kleine Herrschaft 1457 ihrem Gemahl Andreas von Grienthal (Grünthal), einem reichen Steyrer Bürgerssohn, als Heiratsgut zu. Von nun an blieb Kremsegg im Besitz der Grünthaler, die die Anlage im 16. Jahrhundert zu einer stattlichen Burg ausbauten. Sie waren es auch, die am Fuße der Burg im 16. Jahrhundert die ehemalige Taverne errichten ließen (2016 bereits abgetragen). Im 16. Jhdt. entstand auch das lokalgeschichtlich bedeutende „Haushaltungsbüchl der Grünthaler“.

Die Zeit der Gegenreformation ging auch an Kremsegg nicht spurlos vorüber und so musste Wolf Niklas (lt. Grabherr Dietmar) Grienthal 1627 die Herrschaft zwangsweise verkaufen. Er fand in Abt Anton Wolfradt von Kremsmünster einen Abnehmer, der die Burg samt der großen Grundherrschaft erwarb und noch im selben Jahr mit einem Ausbau begann. Auf diese Periode verweist die Jahreszahl am Portal zum Innenhof. Abt Anton Wolfradt kaufte während seiner Amtszeit von 1613-1639 weiters die Herrschaften Pernstein (= Burg Altpernstein und Schloss Neupernstein) und Scharnstein. Kaiser Ferdinand II. entließ 1628 Kremsegg aus der Landgerichtsbarkeit der kaiserlichen Herrschaften Steyr und Wels und teilte es dem Landgericht des Stiftes Kremsmünster zu. Unter den kommenden Besitzern wurde der Ausbau höchst wahrscheinlich durch Jakob Prandtauer vorangetrieben. Der Losensteiner 1-Drittel-Anteil blieb bis auf weiteres bestehen. Karl Fürst Auersperg war 1783 der Inhaber dieses Drittelteiles und verlieh ihn an Abt Erenberg Meyer. Jedoch war Kremsegg schon zuvor tw. in den Händen der Äbte, ließ doch Abt Martin Resch 1707 die alte Burg abbrechen und von Carlo Antonio Carlone das neue Schloss in der noch heute sichtbaren Form erbauen. Sein Nachfolger, Abt Alexander Strasser, setzte den Bau bis zur Vollendung 1726 fort. Er war es auch, der den wuchtigen Getreidekasten und die große Gartenmauer errichten ließ. Der einst schöne Schlossturm wurde im Jahre 1807 vom Blitz getroffen, brannte ab und wurde nicht mehr aufgebaut. In weiterer Folge war Kremsegg Kaserne oder Depot für Munition und Bekleidung der Landwehr. 1813 waren in Kremsegg 200 Schneider aus der Umgebung damit beschäftigt, die Montierung der Landwehr herzustellen. Das Stift Kremsmünster verkaufte 1849 Schloss Kremsegg an Franziska von Zimmermann. Nach Ihr folgte ein rascher Besitzerwechsel. So kaufte es 1858 Klara Pointner und veräußerte es 1865 wieder an Graf Bulgarini, der es wiederum vier Jahre später an die Gräfin Wolkenstein verkaufte. Auch Freiherr Ernst von Kranyczany behielt das Schloss nur 10 Jahre, nachdem er es 1879 erwarb. Er verkaufte es im Jahre 1889 an Anatole de Lapeyriére.

Erst 1929 wurde durch den Kauf der gräflichen Familie Kinsky wieder in das Schloss investiert. Die Gräfin Therese Kinsky von Wchinitz-Tettan (1902-1973) vererbte den Besitz an Graf Cernyn, der diesen 1976 an Ing. Werner Lutzky veräußerte. Der Industrielle war ein leidenschaftlicher Oldtimer-Sammler und gründete die „Schloss-Kremsegg-Betriebsgesellschaft“, um seine im Wirtschaftstrakt untergebrachten Oldtimer dem Publikum zur Schau zu stellen. Der Familie Lutzky ist es auch zu verdanken, das der 1807 durch einen Blitzschlag zerstörte Schloss-Turm in den 1980er Jahren in verkleinerter Form rekonstruiert wurde.

Im Jahre 1996 übernahm der neu gegründete Trägerverein Musica Kremsmünster die komplette Anlage und seitdem ist Schloss Kremsegg durch die wertvollen Sammlungen und einzigartigen Ausstellungen weit über die Grenzen hinaus bekannt.

 

Schloss Kremsegg bei Kremsmünster

Reproduktion der Urmappe (Quelle: maps.doris.at) mit dem Kartenausschnitt vom Schloss Kremsegg. Alle roten Gebäudeteile sind aus Stein erbaut, die gelben aus Holz. Man beachte die unglaublichen Dimensionen der Taverne links unterhalb des Schlosses.

 

Schloss Kremsegg – die Gebäude

Die Lage oberhalb von Kremsmünster auf einem nach drei Seiten steil ins Tal abfallenden Höhenrücken dürfte zu allen Zeiten begehrter Siedlungsplatz gewesen sein. Der anfänglich kleine Sitz wurde später zu einer Zuflucht für die ortsansässige Bevölkerung ausgebaut. Die daraus entstandene Burg wich einem zeitgemäßen Schlossbau, der auch heute noch maßgeblich die Form der Anlage bestimmt. Nahe am zweigeschossigen vierflügeligen Schloss zieht sich eine lange Gartenmauer um das gesamte Areal und bis zum unterhalb liegenden Ortsteil von Kremsmünster.

Die Zufahrt von der Bundesstraße zum Schlossareal wird von einem vorspringenden Gebäude flankiert, das mit seinen Schlüsselscharten die nahezu einzigen verbliebenen wehrhaften Elemente der Anlage aufweisen kann. Dieses Gebäude ist am Vischerstich mit einem Turm an Stelle des heutigen Tores dargestellt.

Durch eine mit hohen Bäumen geschmückte Allee gelangt man unvermittelt zum querstehenden Tortrakt mit Gewölbehalle, an den sich der wuchtige Getreidekasten anschließt, in dem auch die international bekannten Museumsräume mit den bedeutenden Sammlungen untergebracht sind. An der von steinernen Halbsäulen umrahmten gewölbten Toreinfahrt im querstehenden Tortrakt ließ Abt Anton Wolfradt, von 1631 bis 1639 Fürsterzbischof von Wien, einst sein Wappen und eine Inschrift anbringen. Durchschreitet man diese Toreinfahrt steht man in einem kleinen Hof zwischen dem Tortrakt und dem eigentlichen Schloss Kremsegg. Eine Figur in der Mitte des Hofes zieht die Blicke auf sich: Eine bemerkenswerte, jagdhornblasende Jägerfigur mit Hunden. Den Rest des Hofes nimmt ein kleiner, aber feiner, Ziergarten ein. Das Schloss, ein geschlossener Vierflügelbau mit Innenhof, wird links durch eine niedrige, rechts durch eine etwas höhere Mauer mit dem Tortrakt verbunden. Durch diese höhere Mauer führt ein schmiedeeisernes Tore in den weitläufigen Park. Die in diese Verbindungsmauer integrierte Schießscharte wirkt an diesem grazilen Platz schon fast etwas deplatziert. Die linke, niedrigere Mauer ist der Rest eines Traktes, der einst direkt an das Schlossgebäude angebaut wurde, heute jedoch gänzlich verschwunden ist. Im franziszeischen Kataster (ca 1820) ist dieser Trakt noch eingezeichnet (siehe Bild oben).

Das Schloss Kremsegg besticht durch seine Außenfront mit hochgezogener Stirnmauer, dem mächtigen,vorgelagerten Mittelrisalit (der verbliebene Teil des 1807 über dem Dach abgetragenen Turmes) und seinem Hausteinportal. Der wunderbare, quadratische Arkadenhof, der im oberen Stock verglast wurde und eine elegante Sonnenuhr aufweist, ist über Aufgänge links und rechts am Ende der gewölbten Durchfahrt erreichbar. Im Schloss selbst sind heute die Verwaltungs- und Veranstaltungsräume eingerichtet.

Unterhalb des Schlosses befand sich die noch im 20. Jhdt. annähernd im Zustand Ihrer im 16. Jahrhundert erfolgten Gründung erhaltene ehemalige Taverne (2016 bereits abgetragen). Die einzig vollständige Darstellung der Taverne gibt der Vischerstich aus dem Jahre 1674 wieder.

Beim Betrachten der Urmappe (erstellt zwischen 1817 und 1861) fallen einige Besonderheiten auf. So ist der heute querstehende Tortrakt tw. bereits eingezeichnet, allerdings in gelb. Das bedeutet, er war damals noch aus Holz. Der an den Tortrakt anschließende, wuchtige Getreidekasten mit den Schauräumen existierte noch gar nicht. Dies verwundert um so mehr, da ja im Tortrakt das Tor mit dem steinernen Wappen von Abt Anton Wolfradt angebracht ist, datiert in die erste Hälfte des 17. Jhdts. Es wurde wohl nachträglich in den steinernen Nachfolger des Holzbaues eingesetzt. Dort, wo der Torbau in der Urmappe endete und sich später eine Verlängerung des Baues samt dem Getreidekasten anschloss, ist auch heute noch eine deutliche Baunaht zu erkennen. Es könnte durchaus sein, das der Torbau, vll. nur ebenerdig, bereits aus Stein bestand und das Tor somit schon samt der auch heute umgebenden Steinwappen und weiteren Besonderheiten existierte. Später, vll. bei der Aufstockung, wurde der Tortrakt dann verlängert, mit dem Getreidekasten erweitert und so zu einem L-förmigen Objekt ausgebaut.

Aber auch der Schlossbau zeigt eine Besonderheit. Betrachtet man die Südseite des heutigen Schlossbaues, so fällt auf, das dieser am äußersten (östlichsten) Eck einige Stützmauern aufweist. Diese bewahren die Mauern vor einem Absacken ins Tal. Die Stützmauern hören an einer deutlich erkennbaren Mauernaht auf, genau dort, wo in der Urmappe ein vorspringender Gebäudeteil verzeichnet ist. Es wurde hier ein langgezogener Trakt an die Südseite des Schlosses angebaut, jedoch nach Erstellung der Urmappe (zw. 1817-1861) wieder abgetragen. Es könnte durchaus sein, das die abgetragenen Baumaterialien für den Neubau des Tortraktes Verwendung fanden. Reste dieses einstigen Traktes sind im Ziergarten zwischen Schloss und Tortrakt noch deutlich zu erkennen.

Auch der in der Urmappe noch eingezeichnete langgestreckte Teich (in der Urmappe Nr. 47) nahe des Einganges zum Schlosspark, ist mittlerweile verschwunden. An seiner Stelle stand bis vor wenigen Jahren eine Tennishalle, dessen Trümmer im Luftbild auf www.doris.at kurz nach dem Abbruch noch zu sehen sind.

Besonders deutlich ist auch die unterhalb vom Schloss situierte Taverne zu erkennen (in der Urmappe Nr. 17). Sie nahm gewaltige Ausmaße an und war gänzlich aus Stein erbaut. Blieb bis vor wenigen Jahren noch ein Rest der Taverne erhalten, so ist heute (2016) davon leider kein Stein mehr übrig.

Einen Hinweis auf die Erbauer vom ursprünglichen Sitz Kremsegg liefert der franziszeische Kataster dann auch noch. Unweit der Einfahrt zum Schloss Kremsegg gelegen, befindet sich ein stattliches Gehöft. In der Urmappe teils aus Stein, teils aus Holz erbaut, jedoch in seinen heutigen Ausmaßen bereits festgelegt. Die Urmappe bezeichnet diesen als Rothenhof und verweist damit eindeutig auf die Erbauer von Kremsegg, die Herren von Rot. Dieser Rothenhof ist damit mit hoher Wahrscheinlichkeit der einstige Bauhof, der Wirtschaftshof, von Kremsegg gewesen.

 

Schloss Kremsegg bei Kremsmünster

Die herausragende Sammlung an Klavieren ist besonders beeindruckend.

Schloss Kremsegg – das Museum

Schloss Kremsegg, das Haus der Kultur, ist mit seinen einzigartigen, wertvollen Sammlungen und Ausstellungen, ein international renommiertes Musikinstrumente-Museum, auf das Österreich sehr stolz sein darf.

Auf mehreren Ebenen werden die thematisch sortierten Sammlungen aus aller Herren Länder präsentiert. Eine herausragende Sammlung an spielbaren Klavieren ist besonders beeindruckend. Eine Fülle an Blechblasinstrumenten aus der ganzen Welt ist im obersten Stockwerk zu finden, wobei dem Wiener Horn eine eigene Ausstellung gewidmet ist. Auch Johann Nepomuk David und Friedrich Gulda werden im Museum porträtiert.

Im Schloss Kremsegg können auch private Feste, Hochzeiten, Taufen, Geburtstagsfeiern, Sponsion, Verlobung, Erstkommunion oder Firmenevents aller Art gefeiert werden. Dafür stehen unterschiedliche Raumangebote zur Verfügung, vom Gewölbesaal, dem kleinen Konzertsaal, dem Salon bis zu diversen Räumlichkeiten je nach Bedarf. Informationen hierzu erhalten Sie direkt bei Fr. Margit Huemer, Tel.: +43 (0) 7583 5247 0 oder info@schloss-kremsegg.at. Einen Überblick erhalten Sie auf der offiziellen Homepage vom Schloss Kremsegg.

 

Schloss Kremsegg –
die OÖ Landesgartenschau 2017

Bereits 2016 wurde der gesamte Gartenbereich auf ein ganz besonderes Event vorbereitet. Es wurden ein „blühender Orchestergraben“, drei Klangräume und drei Musikgärten mit so klingenden Namen wie „Auftakt – Harfe und Pauke“ angelegt. Vom 21. April bis 15. Oktober 2017 findet in Kremsmünster und Kremsegg die OÖ Landesgartenschau statt. Rund um das Schloss dreht sich natürlich alles rund um´s Thema Musik, getreu dem Motto „Dreiklang der Gärten“. Weitere Veranstaltungsorte sind Stift und Marktplatz in Kremsmünster.

 

Kontakt:
Schloss Kremsegg
Fr. Margit Huemer
Kremsegger Straße 59, A-4550 Kremsmünster
Telefon: +43 (0) 7583 / 5247 0
Fax: +43 (0) 7583 / 5247 DW 21
Email: info@schloss-kremsegg.at
Home: www.schloss-kremsegg.at

 

Quellen:
Burgen und Schlösser in Oberösterreich; Norbert Grabherr; OÖ Landesverlag; 1970; S. 312-313
Burgen und Schlösser in Oberösterreich; Salzkammergut und Alpenland; 1983; Herbert Erich Baumert und Georg Grüll; Birken-Verlag Wien; S. 74-75
Kremsmünster, 1200 Jahre Benediktinerstift; OÖ Landesverlag; 1977

www.schloss-kremsegg.at
www.ooegeschichte.at
www.kremsmuenster2017.at

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