Schloss und Kirche Arbing Oö

Schloss und Kirche Arbing in Perg Oberösterreich

Der heutige Dorfplatz vor der Kirche war einst der Mittelpunkt der komplexen Schlossanlage Arbing.

Schloss und Kirche Arbing in Perg

Viele kennen die eigenartige, äußerst markante Gebäudegruppe rund um die Kirche in Arbing nur vom Vorbeifahren auf der tiefer gelegenen B3. Das hier einst ein gar stattlicher Schlosskomplex stand, mit vielen Nebengebäuden und umringt von einer zinnengekrönten Mauer mit Rundtürmen, lässt sich heute nur mehr ansatzweise erahnen. Doch ging dem ausgedehnten Schlossbereich bereits eine mittelalterliche Burg voraus, deren Reste vll. noch in so mancher Mauer stecken könnten.

Die Lage auf einem niederen Hügelsporn oberhalb der uralten Donauauen war zu allen Zeiten begehrtes Siedlungsgebiet. Funde aus der Jungsteinzeit (ca 5000-1900 v.Chr.) belegen dies. Das Gebiet um Arbing gehörte in kirchlichen Belangen zu der bereits 823 urkundlich erwähnten Ursprungspfarre Narrn. Der Ortsname Arbing lässt sich vom Personenname Arbeo oder Arbo ableiten und ist ein echter -ing Name. Dies deutet auf eine Gründung des Ortes im Frühmittelalter (vmtl. 8./9. Jhdt.). Arbing wird zum ersten Mal 1137 urkundlich erwähnt. In der im Stiftsarchiv St. Florian hinterlegten Niederschrift des österreichischen Herzogs Leopold IV. ist unter den Zeugen neben anderen Adeligen aus dem Machland wie Adalram von Perg oder Otto von Machland, auch ein „Gerboto de arbingin“ genannt. Vermutlich saß dieser, erstmals als ein Adeliger von Arbing genannte, bereits auf der Burg als Vorgängerbau des später im Bereich um die heutige Kirche entstandenen Schloss Arbing. Zu diesem Adelsgeschlecht lesen Sie weiter unten mehr. Es gab in der unmittelbaren Umgebung in Groißing (1114 Chrebizingen) und Frühstorf (1209 Fridhalmesdorf) ebenfalls kleine Rittersitze.

Der relativ steil abfallende Hang, der heute noch Schlossberg genannt wird, bot ausreichend Schutz auf der West- und Südseite. Denn hier fällt die Bergkuppe schroff und steil zum Augebiet der Donau hin ab. Im Norden und Osten sicherte ein vorgelagerter Graben den weitläufigen Gebäudekomplex samt Wirtschaftstrakt. Auf ein einstiges Schloss weist eigentlich neben dem großen Kastenbau mit abgewalmten Dach nur mehr der auffällige Kirchturm hin. Der untere Teil des freistehenden 28 Meter hohen Turms stammt aus der Zeit um 1510, und kann daher nicht als der einstige mittelalterliche Bergfried in Betracht kommen. Um das Jahr 1600 bekam der Kirchturm den heute so markanten Aufsatz mit den vorkragenden Ecktürmchen, Erkern und Rundbogenzinnen.

Der Kastenbau, oft fälschlicherweise als einstiger Palas bezeichnet, ist mit schlichter Putzfassade mit Eckquaderung und Gesimsbänder versehen. Die Fenster haben einfache Steinrahmungen. Interessant scheint der Keller zu sein. Hier sitzen die Kreuzgratgewölbe auf mächtigen, viereckigen Pfeilern auf, die ebenso wie die Stichkappentonnen mit stuckierten Graten in das ausgehende 16. Jhdt. datiert werden. Die schöne Tramdecke im ersten Stock stammt aus dem 15./16. Jhdt. Einzelne Räume zeigen Reste von Deckenstuck. Das der heute klobige Bau nicht immer so schlicht war, verraten die geometrischen Feldmuster und Prägestuckleisten, die auf eine ursprünglich repräsentative Ausstattung hinweisen. Da dieser Kastenbau in den abfallenden Hang gestellt wurde, kann ein mittelalterlicher Vorgängerbau nahezu ausgeschlossen werden.  Allerdings ist dieser Bau bereits am Vischerstich von 1674 zu sehen, er steht ganz links am westlichsten Ende der Anlage hinter der umlaufenden zinnengekrönten Mauer rund um das ovale Bauensemble.

Zu Beginn des 18. Jhdts. wurde die gesamte Anlage großzügig umgestaltet. Der Graben wurde eingeebnet, Mauern abgetragen und der Palas der mittelalterlichen Burg zu einem feudalen Schlossgebäude umgestaltet. Der einstige Torbau ist nur mehr durch die Reste des aufgefüllten Grabens lokalisierbar. Heute führt noch die Dorfstraße zum Kirchplatz, die einst durch den Torbau verlief. Die Unebenheiten im Gelände hinter/unter dem Gasthaus

Auf dem Dorfplatz vor der Kirche und dem großen Kastenbau als letzten Rest vom Schloss Arbing, stand bis vor einigen Jahren ein modernes Gebäude. Es wurde abgetragen und ein künstlerisches Projekt in Form einer Dorfmauer mit Glasplatten die die Geschichte von Arbing präsentieren aufgestellt.

Schloss und Kirche Arbing in Perg Oberösterreich

Das Kircheninnere von Arbing dominiert gotische Architektur.

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Kirche von Arbing

Geweiht ist die Kirche dem Hl. Johannes der Täufer, was auf ein bereits mittelalterliches Patrozinium hinweist und auf die Burgkapelle schließen lässt. Im 14. Jhdt. wurde die südlich der alten Kirche freistehende Grabkapelle (Burgkapelle der Wetzel von Arbing) als Seitenschiff in das im Kern romanische Langhaus einbezogen. Die Nord- und Westwand des Langhauses sind als die ältesten Teile der Kirche evt. Reste der alten romanischen (?) Burganlage. Die Westwand ist außen mehrfach abgetreppt.

Die heutige Kirche stammt großteils aus der Zeit des großen Umbaues um 1500. Bereits 1483 begannen die Walchen mit dem Neu- bzw. Umbau der Kirche. Sie vereinheitlichten die damals noch zweischiffige Kirche zu einem Gesamtraum mit durchlaufendem Gewölbe (Netzrippen- und Sternrippengewölbe), worauf die Jahreszahl 1483 im Gewölbe über der Empore hinweist. Die Hauptempore im Westen ist durch kunstvoll aus Sandstein gearbeiteten Maßwerkschmuck der Brüstung besonders hervorgehoben. Leider haben sich von den gotischen Glasmalereien im Maßwerk der Chorfenster nur geringe Reste erhalten, ein Wappenmotiv und Mariä Verkündigung. Im Turm haben sich zwei gotische Glocken aus dem 15. Jhdt. erhalten. Eine alte Sage erzählt, der Kirchturm von Arbing habe als Erinnerung an die Enthauptung des Pfarrpatrons Johannes der Täufer keine Turmspitze. Die Orgel wurde 2004 nach 30 Jahren Spielpause wieder renoviert. Sie wurde vom Orgelbauer Breinbauer aus Ottensheim gebaut.

In einem historisch-statistischen Werk wird Arbing um 1830 folgendermaßen beschrieben: „Arbing ist ein Pfarrhof mit einem Schlosse, 54 Häusern, 72 Wohnparteyen und 333 Einwohnern, ¾ Stunde von Baumgartenberg, eine Stunde von den beiden Märkten Perg und Münzbach. Die Kirche, dem heiligen Johannes dem Täufer gewidmet, liegt vom Dorfe abgesondert auf einem ziemlich hohen Berge, wohin eine Stiege von 46 Wiener Klaftern führet. Kirche und Thurm sind von gotischer Bauart, und nach einer an der Chor-Mauer eingegrabenen Jahreszahl 1483 erbaut worden. Hier sind Epitaphien der Herren von Walchen. Neben der Kirche wurde 1809 ein hübsches Schulhaus gebaut; auf der Fläche des Berges befindet sich das Schloß, der Pfarrhof aber inmitten des wässrigen Dorfes.“

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Besitzergeschichte von Arbing

Die erste urkundliche Nennung eines Edelmannes von Arbing erfolgte im Jahre 1137, als ein „Gerboto de arbingin“ in einer Urkunde des österreichischen Herzogs Leopold IV. als Gefolgsmann von Otto von Machland und Adalram von Perg die Niederschrift bezeugte. Die Besitzer der Burg Arbing schienen immer wieder als Gefolgsleute und Dienstmannen der Hochfreien von Perge-Machland auf. Später wurde der bei diesem kleinen Geschlecht der Arbinger häufig auftauchende Taufname „Wenzel“ oder „Wetzel“ zum Familienname. Sie kamen sogar zu Amt und Würden, als Wetzel IV. und Dietmar das Amt des Landrichters im Machland inne hatten. Die Lehenshoheit war inzwischen an die Kuenringer und später an die Liechtenstein übergegangen. Im 15. Jhdt. war die Herrschaft Arbing in der Hand des Geschlecht der Walchen. Von denen trat Hanns IV. im Jahr 1434 als Verweser (Verwalter) der Hauptmannschaft ob der Enns auf.

Den größten Verdienst erlangten die Walchen mit dem Neubau der Pfarrkirche Arbing. Sie nannten sich „Walchen von Arbing“, ließen die Burg großzügig umbauen und 1483 die Kirche mit dem Wehrturm im Burgbereich errichten. Es haben sich zwei große Grabsteine aus rotscheckigem Adneter Marmor von 1509 bzw. 1520 in der Kirche erhalten. Nach dem Aussterben der Walchen folgte ein rascher Besitzerwechsel. Lasla Prager war 1485, nur zwei Jahre nach dem die Umbauarbeiten erfolgten (Jahreszahl 1483 im Gewölbe der Empore), im Besitz von Arbing, das 1523 an Simon Geyer von Osterburg fiel. Er hatte Arbing bis 1535, dann folgte ihm Hektor, Roman und Karl (1535-1537) und schließlich Karl Geyer von Osterberg, der Burg und Herrschaft 1544 an das aus Salzburg stammende Adelsgeschlecht der Beck von Leopoldsdorf verkaufte, die wiederum Arbing 1557 den Yslung von Tratzberg veräußerten. Danach kamen wiederum die Geyer von Osterburg 1590 in den Besitz von Arbing, veräußerten es aber bereits 1602 an den Pfennigmeister Freiherr Hans Jakob Löbl. Dieser war gleichzeitig Besitzer der großen Herrschaft Greinburg. Er schenkte Arbing seiner Tochter als Heiratsgut, als diese Rudolf von Sprinzenstein ehelichte. Nur 20 Jahre später, im Jahre 1622, erwarb der neue Herr der Greinburg, Leonhard Helfrich Graf Meggau, die Herrschaft Arbing. Bis ins Jahre 1825 hatten Greinburg und Arbing die gleichen Besitzer. Im Erbwege kam Arbing nach dem Tod von Graf Meggau 1644 an seine Töchter und durch deren Heirat 1644 an die Starhemberg, 1646 Graf Gottfried Breuner und 1668 an Siegmund Ludwig von Dietrichstein.

Es folgte 1700 Graf Oktavius Cavriani, der mit der grundlegenden Umgestaltung des Schlosses begann. 1716 folgte ihm Norbert Graf Salburg und ab 1811 Josef Karl von Dietrichstein. Dieser verkaufte es dem Grafen Christoph Clam-Martinic, der Arbing seiner Herrschaft Klam anschloß. Allerdings sah er sich außer Stande, das mittlerweile baufällig gewordene Schloss zu erneuern und veräußerte es (allerdings ohne Turm und Kirche) wiederum 1906 an die Familie Schweiger, Arbing Nr. 55, in deren Besitz die letzten erhaltenen Teile der Schlossanlage auch heute noch sind. Durch den schlechten Bauzustand war es im 20. Jhdt. lange nur als Lagerraum nutzbar, mittlerweile jedoch kann nach einigen Instandsetzungsarbeiten zumindest das Erdgeschoß als „Schlossgasthaus“ durch die Familie Schweiger gastgewerblich genutzt werden.

Schlossgasthaus Schweiger
Schlossberg 1
4341 Arbing
Tel.: +43 (0) 7269 386
Fax.: +43 (0) 7269 386-6
Mobil: +43 (0) 664 111 07 16
Email: office@schlossgasthaus.at
Home: www.schlossgasthaus.at

 

 

Kontakt:
Kirche Arbing
Schlossberg 4
4341 Arbing
Telefon: +43 (0) 7269 3750
Fax: +43 (0) 7269 3759
Home: www.arbing.ooe.gv.at
Email: gemeinde@arbing.ooe.gv.at

Quellen:
Ebidat Europäische Burgendatenbank
www.arbing.at Arbings Geschichte
www.arbing.at Chronik Adelssitz Arbing
www.arbing.at Entwicklung der Pfarre
www.arbing.at Pfarrkirche und Wehrturm
www.arbing.at Die Gemeinde Arbing
www.arbing.at Pfarre Arbing im Mühlviertel
www.wehrbauten.at
Wikipedia

Taverne und Jagdlandhaus in Arbing

Im Herrschaftsgebiet von Arbing lag eine Taverne. Diese Hoftaverne war das spätere Bräuhaus in Arbing Nr. 21 (Gasthaus Froschauer). Neben der Hoftaverne gab es ein weiteres, ganz offensichtlich zur Herrschaft gehörendes Gebäude. Es war dies das „Jagdlandhaus“ in Arbing Nr. 43 der Familie Pfeiffer. Bei Renovierungsarbeiten im Jahre 1942 kamen beim Neuverputz mehrere Besonderheiten zu Tage und man beschloss, diese zu erhalten. Die Fenster waren mit einem sog. laufenden Hund gerahmt. Zwischen den Fenstern kam in schwarzer Farbe auf hellem Putzrechteck die Jahreszahl 1588, des weiteren eine Sonnenuhr mit Jahreszahl 1610 und ein seltener, sechszeiliger Hausspruch zum Vorschein. Dieser Hausspruch links über der Haustür in einem nach rechts liegenden, rautenförmigen Feld lautet: „Das Haus steht in Gotts Hand / Achat Puechinger bin ich genandt / Gaff nicht hin und widr aufm Steg / geh fuer dich deinen Weg / Damit du nicht muest hinab falln / Und dich walcht wie ein Kalbn“. Dr. Gustav Brachmann, ein emsiger Heimatforscher, untersuchte im Jahre 1957 den Hausspruch und konnte trotz mehrmaligem Drängen die Leitung des Denkmalamt in Linz nicht dazu bewegen, Sicherungs- oder Instandsetzungsmaßnahmen durchzuführen. Nach mehreren Monaten mußte dann das Gerüst schon aus Gründen des Verkehrs abgebaut werden, das der Besitzer eigentlich extra für diesen Zweck hätte stehen gelassen.

Der heutige Besitzer des Hofes, Herr Pfeiffer, hat uns erklärt, was genau es mit diesem Spruch auf sich hat. Der Hof lag einst direkt am kleinen Arbingerbach, der von den angrenzenden Höhen im Norden des Dorfes seinen Weg zur Donau fand. Und die Hauptstraße kreuzte genau an diesem Hof mittels einer kleinen Brücke, einem Steg, den schmalen Bachlauf. Der Spruch weist also darauf hin, das vorbeikommende Leute nicht das Haus gegaffen sollen, sondern lieber auf den Weg schauen sollen um nicht den Steg zu übersehen, da sie ansonsten in den Bach fallen würden und sich dort „walchen“ also im Dreck wälzen.

Herr Pfeiffer wusste auch noch zu berichten, das vor dem Bau der neuen Straße, die den Bach jetzt unterirdisch verlaufen lässt, immer viele Menschen sich am Gatter des Baches versammelten. „Wo Wasser ist, ist Leben“ meinte Herr Pfeiffer. Er bedauert es, das die Straße den Bach, in dem er einst als Kind schon gerne spielte, unter sich begrub. Da Herr Pfeiffer sich intensiv mit der Familien- und Hausgeschichte beschäftigte, konnte er belegen, das dieser Hof einst als die „Geyerische Taverne“ bekannt war. Herr Pfeiffer fand eine Urkunde, in der folgendes geschrieben steht: „Dezember 1702 ist dem Abraham Huber, Hausbesitzer, Schuster allhier und seine Ehegeber Magdalena ein Kind getauft worden Name Catharina; Pate: Michael Wimbauer, Hausbesitzer auf der Geyerischen Taverne und Catharina“. Somit muß es entweder zwei Tavernen gegeben haben, oder das Recht der Ausschank wurde einmal auf dieses Haus, einmal auf die andere Taverne verliehen. Der Hof ist seit 1779 im Familienbesitz Pfeiffer. Im tonnegewölbten Durchgang zum Innenhof des mächtigen Baus befindet sich ein Haken inder Decke, von dem gesagt wird, er hätte einst zum Abwiegen des Zehents gedient, der hier hätte abgeliefert werden sollen.

In einem historisch-statistischen Werk wird Arbing um 1830 folgendermaßen beschrieben: „Arbing ist ein Pfarrhof mit einem Schlosse, 54 Häusern, 72 Wohnparteyen und 333 Einwohnern, ¾ Stunde von Baumgartenberg, eine Stunde von den beiden Märkten Perg und Münzbach. Die Kirche, dem heiligen Johannes dem Täufer gewidmet, liegt vom Dorfe abgesondert auf einem ziemlich hohen Berge, wohin eine Stiege von 46 Wiener Klaftern führet. Kirche und Thurm sind von gotischer Bauart, und nach einer an der Chor-Mauer eingegrabenen Jahreszahl 1483 erbaut worden. Hier sind Epitaphien der Herren von Walchen. Neben der Kirche wurde 1809 ein hübsches Schulhaus gebaut; auf der Fläche des Berges befindet sich das Schloß, der Pfarrhof aber inmitten des wässrigen Dorfes.“

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