Burg Kaysersberg im Elsass (Frankreich)

Burg Kaysersberg im Elsass

Burg Kaysersberg wurde mit der darunter liegenden Stadt zu Beginn des 13. Jhdt. planmäßig errichtet. Sie steht an einem Felsgrat, der von Norden bis an das Flüsschen Weiss heranreicht. Direkt unterhalb verlief die Fernhandelsstraße zwischen Lothringen und der Rheinebene.

Kaysersberg – die Gründung der Stadt

Durch das Tal des Flüsschens Weiss verlief seit eh und jeh und eine wichtige Fernhandelsstraße. Sie verband Lothringen, über den Col du Bonhomme, mit der Rheinebene des Elsass. An einem strategisch günstigen Platz, wo die nördlichen Talhänge eng und felsig an das Flüsschen Weiss herantreten, wurde die geplante Stadt durch die auf dem Bergvorsprung situierte Burg gegen die höheren, aber nicht allzu steilen Hänge gesichert. Es wird vermutet, das die Fernhandelsstraße an dieser Stelle die Weiss ursprünglich querte. Dafür spricht das anfangs sehr stattliche Tor der Stadtmauer in der Schmiedgasse.

Vermutlich im 15. Jhdt. verlegte man die Straßenführung, die in das Tal der Weiss führt, an das orographisch linke Ufer. Dadurch entstand die starke Biegung der heutigen Rue du General de Gaulle. Stadt und Burg wurden im Jahr 1227 von König Heinrich (VII.) gekauft. Er erwab lt. den urkundlichen Quellen die Rechte am castrum Keisersberg und deren suburbium „das 40 Ritter fassen kann“ für 250 Mark Silber von den Herren von Horburg und von Rappoltstein.

Die Stadt und Burg Kaysersberg entstehen

Die Annahme, dass hier bereits zuvor eine Burg mit Stadt existierte, wird mittlerweile stark angezweifelt. Vielmehr dürfte lediglich mit dem Bau bereits begonnen worden sein. Die Behauptung, die Burg habe lange vor 1227 existiert, beruht auf einer Fehldeutung der Formulierung de novo. Vielmehr erwarb Heinrich (VII.) lediglich die Rechte, die vom Bauplatz der erst geplanten bzw. begonnen Anlage herrührten. Sein Schultheiß Wölfelin von Hagenau dürfte für ihn die Anlage vollendet haben. Der Chronist Richer de Senones erwähnte die Durchführung durch Wölfelin mit oppidum quoque Keseperch cum castello de novo edificavit. An der Nordseite des Marktes sind erhebliche Gebäudereste aus der Entstehungszeit der Anlage erhalten geblieben. Hier wird ein repräsentativer Wohnbau des kaiserlichen Schultheißen Wölfelin vermutet. Eine angebliche Erwähnung eines „Unterschlosses“ am Marktplatz im 17. Jhdt. würde gut dazu passen und könnte das Fehlen herrschaftlicher Bauten im Inneren der Burgmauern erklären.

Stadt oder Burgmannensiedlung?

Die Angabe, dass die Burg gut 40 Ritter habe fassen können, bietet eine Erklärung dazu, ob die Siedlung unter der Burg nun denn als echte „Stadt“ geplant war. Denn die Urkunde von 1227 verweist auf die Entstehung einer Burg mit Burgmannensiedlung. Wollte man die 40 Ritter in der Burg selbst unterbringen, so wäre jedem nur rd. 100 qm zur Verfügung gestanden, wollte man ihre Wohnsitze alle in der Kern- und Vorburg vermuten. Dagegen spricht allerdings die enorme Größe der gesamten Anlage sowie die Tatsache, dass bereits drei Jahre danach cives von Kaysersberg erwähnt werden, also eindeutig Handel treibende Bürger. Entweder vollzog sich der Wandel der Burgmannensiedlung zur Stadt binnen drei Jahren, oder der Inhalt der Urkunde von 1227 war ein reines Täuschungsmanöver. Die Zusage von 1227, keine Stadt zu errichten, war also unverzüglich wieder gebrochen worden.

 

 

Burg Kaysersberg im Elsass

Die Kernburg wurde von der Ringmauer umschlossen, von deren Innenbebauung nur mehr der einstige Wandverputzt zeugt.

Die Kernburg und Vorburg

Burg Kaysersberg besteht noch heute aus dem runden, zinnengekrönten Bergfried und der fast vollständig erhalten gebliebenen Ringmauer. Der schmucklose, aber beachtliche 11,40 m im Durchmesser mächtige Bergfried ist über 22 m hoch. Der original erhaltene Hocheinstieg in Form einer Rundbogenpforte mit Gewände aus sehr flachen Sandsteinbuckelquadern lag in 10,60 m Höhe und führt zu einem 9 m hohen Raum, der durch den einzigen Lichtschlitz des Turmes nur spärlich beleuchtet wird. Vom Balkon vor dem Hocheinstieg blieben drei grobe Kragsteine. Das Verlies war völlig fensterlos. Heute wird der Turm durch einen ebenerdigen Ausbruch betreten und kann durch die neue Stahlbeton-Treppe problemlos erklommen werden.

Die wenigen Einbauten der äußerst kleinräumigen Kernburg wurden leider abgetragen. Von dem einstigen Wohngebäude in der Kernburg zeugt noch der großflächig erhaltene Wandputz an der Innenseite im Osten der Ringmauer. Hier sind auch die Zwischendecken an den Kragsteinen ablesbar. Eine im obersten Geschoß verlaufende und nach innen vorspringende Konsolenreihe kennzeichnet den einstigen Verlauf des hölzernen Wehrgangs. Die Nordspitze der Ringmauer versucht sich auch heute noch, schützend vor den Turm zu stellen. Von weitem bereits sichtbar, bietet sich von hier oben ein traumhafter Ausblick in die Rheinebene und in das Tal der Weiss.

Die Beschreibung des Burgareals

Ursprünglich stand die Südmauer der Kernburg weiter nördlich, enger am runden Bergfried. Erst im 15. Jhdt. wurde die weiter südlich stehende Mauer zur Vorburg errichtet. Es entstand zwischen diesen Mauern ein schmaler Zwingerbereich bzw. ein kleiner Hof. In diesen Bereich führte eine neu in die Ringmauer eingesetzte Rundbogenpforte. Vor dieser Pforte zeugen Reste eines Vorbaues von der 1415 entstandenen Zugbrücke. Zuvor war der Zugang zur Kernburg ausschließlich über die Vorburg möglich. Wegen dieser neuen Südmauer dürfte die Vorburg bereits im 15. Jhdt. aufgegeben worden sein.

Die Burg umfasste wie bereits erwähnt eine beachtliche Grundfläche, die jedoch in der Vorburg größtenteils unbebaut blieb. Bemerkenswert ist, dass die Kern- und Vorburg in ihrer Ausdehnung bereits von Anfang an so geplant und erbaut wurde. Lediglich an der Westseite der Stadt und hinauf zur Burg wurde in späterer Zeit (1354 ?) eine Ergänzung der von der Ringmauer begrenzten Fläche vorgenommen. Dies kann aus den Mauernähten abgelesen werden. Von der Vorburg zieht sich eine lange Mauer abwärts zur unterhalb liegenden Stadt Kaysersberg und führt um diese herum wieder zur anderen Seite der Vorburg. Begleitet wurde diese Stadtmauer teilweise vom Flüsschen Weiss und einem mit Wasser aus diesem Flüsschen gespeisten Graben.

 

 

Burg Kaysersberg im Elsass

Die Ringmauer steht schützend vor dem zinnengekrönten, runden Bergfried in nur 30 cm Abstand. Sie ist in voller Länge in fast ursprünglicher Höhe erhalten geblieben.

Unruhige Zeiten ziehen herauf

Kaysersberg wurde bereits 1247, also nur 20 Jahre nach Ihrer Entstehung, vom Bischof von Straßburg erfolglos belagert. Zumindest durfte er die Verteidiger mit einem Kirchenbann und Interdikt belegen. Später dürfte die Reichsburg Kassesbergh offenbar von Herzog Matthäus von Lothringen besetzt gewesen sein. Nachdem sich dieser im Jahr 1248 der antistaufischen Partei anschloss, versprach er die von ihm besetzte Burg Kaysersberg an König Wilhelm zurückzugeben. Später gehörte sie dem Bischof von Straßburg, der sie 1261 an Rudolf von Habsburg verlor. 1293 wurde die Stadt zur freien Reichsstadt erhoben und trat 1347 dem elsässischen Zehnstädtebund bei. Im 14. Jhdt. wurde sie als Pfand vom König von Böhmen einbehalten, jedoch durch den Landvogt und den Reichsständen nach kurzer Belagerung eingenommen. Im 15./16. Jhdt. wurden als Besatzung anfangs sechs, später zwei Mann angegeben. Wie zwei Mann eine derart große Burganlage effektiv bewachen, geschweige denn beschützen oder verteidigen konnten, bleibt rätselhaft.

Die Burg verfällt

So ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass sich bereits um 1600 Klagen über die Baufälligkeit der Anlage häuften. Zu dieser Zeit wurde die Burg aufgegeben. Ein Anpassen an die neue Kriegsführung der Feuerwaffen erfolgte nicht mehr. Die Mauern mit der geringen Stärke von rd. 1m hätten massiv verstärkt werden müssen. Die Burg musste im 30-jährigen Krieg dennoch gleich zwei Belagerungen über sich ergehen lassen, so im Jahre 1635 und 1636. Dass die Belagerungen erfolglos blieben scheint zwar gesichert, doch wird die Burg 1648 als ruiniert und unbewohnt beschrieben. Die Burg kam 1796 als Nationalgut unter den Hammer. Der Käufer demolierte den Wohnbau und sprengte Felsen im Burggelände, um mehr Platz für einen Weingarten zu haben. Damals hieß die Burg „Montlibre“.

 

 

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68240 Kaysersberg Vignoble
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Kaysersberg aus der Luftperspektive

 

Quellen:
1) Die Burgen des Elsass; Band II: Der spätromanische Burgenbau im Elsass 1200-1250; Thomas Biller &  Bernhard Metz; Deutscher Kunstverlag; 2007; S. 225-228

 

Online Quellen:

1) Kaysersberg auf Wikipedia
2) Das Elsass auf Wikipedia
3) Kaysersberg auf Burgenwelt.org mit Grundriss der Kernburg.

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