Burgstall Hausberg Wasenberg / Oberösterreich

 

Hausberg (Burgstall) Wasenberg

Es gibt im Verzweigten Mündungsgebiet der Naarn in Oberösterreich in einem Waldstück einen unscheinbar wirkenden Hügel, mittlerer Größe, nördlich von Mitterkirchen, der sein dasein nahezu völlig links der Burgenforschung fristet. Es handelt sich hierbei um den in der Quelle als "Burgstall" genannten Wasenberg. Der Name "Wase" bedeutet so viel wie Rasen oder "feuchte Niederung", und der Autor selbt kam bei gemeinsamen Sanierungsarbeiten auf Waxenburg mit diesem Begriff in Berührung, den die Vereinsmitglieder des Waxenberger Kulturvereins für große Rasenstücke, die aus dem Boden gestochen wurden, verwendeten. Im Falle von Wasenberg darf also angenommen werden, das die Namensgebung Aufgrund der Lage im verzweigten Mündungsgebiet der Naarn zustande kam und wohl so viel wie "Berg in der feuchten Niederung" bedeuten soll. Allerdings ist der Begriff "Burgstall" für dieses Objekt nicht zutreffend, es sollte vielmehr als "Hausberg" bezeichnet werden. Was den Wasenberg von vergleichbaren Anlagen unterscheidet, ist das völlige Fehlen eines Vorwerkes. Die Anlage besteht aus dem Kernwerk (Erdkegelstumpf genannt), dem Graben und einem Vorwall.

Bei meiner Suche nach dem Wasenberg im Oktober 2007 kam mir im Kirchstettner Holz bei Hart eine Gruppe einheimischer Jugendlicher entgegen (ca 12 Personen), von denen nur mehr eine (!) junge Dame den Standpunkt des Wasenberg kannte, obwohl dieser nur ca 100 Meter Luftlinie entfernt lag. Wenngleich dies zeigt, wie wenig über den Wasenberg bekannt ist, war ich als Ortsunkundiger trotzdem froh, wenigstens eine passende Wegbeschreibung bekommen zu haben.

 

 

Burgstall Hausberg Wasenberg / Oberösterreich
Oktober 2007: Blick auf den Wasenberg und dem Vorwall. Das Bild zeigt einen Blickwinkel von ca. 180°, wobei in der Mitte der Erdkegelstumpf der Anlage zu sehen ist. Klicken sie bitte auf das Bild, um eine große Gesamtansicht der Anlage zu bekommen. Foto: Markus Hauser

 

 

Wasenberg liegt Nördlich der kleinen Ortschaft Hart der Gemeinde Mitterkirchen im Machland, vielen durch das Keltenmuseum bekannt. Genauer noch befindet sich Wasenberg im Kirchstettner Holz auf der Parzelle 1090 der Katastralgemeinde Hofstetten, die in den 1980ern Karl und Maria Derntl, Hart 8, gehörte. Da es leider sehr wenig Literatur zum Wasenberg gibt, können wir uns derzeit ausschließlich auf einen Bericht des Herrn Wladimir Obergottsberger im Katalogteil zur Ausstellung des Landes Oberösterreich "Tausend Jahre Oberösterreich - Das Werden eines Landes", Linz 1983, S. 131+132, stützen. Herr Obergottsberger war damals Leiter der "Meßgruppe für kulturhistorische Angelegenheiten", einer Abteilung der OÖ. Landesbaudirektion, und erstellte für die damalige Landesausstellung einen Keilschraffenplan mit Schichtlinien, sowie ein Farbfoto vom Wasenberg, damals glücklicherweise noch gänzlich ohne Baumbestand.

 

Oktober 2007: Blick Richtung Südosten auf den Wasenberg und dem Vorwall (Links Kernwerk, rechts Vorwall), dazwischen der ausgehobene Graben.
Foto: Markus Hauser

 

Oktober 2007: Selbes Blickfeld nur diesmal in Richtung Norden.
Foto: Markus Hauser

 

 

Herr Obergottsberger vermutete 1983, das der Wasenberg Sitz eines Niederadels war, und führt in diesem Zusammenhang die Möglichkeiten auf, das es sich hierbei um einen "Ansess, Hochhaws, Sicz oder Wasserhaws", der sich wohl im Gelände, nicht aber urkundlich nachweisen läßt, handeln könnte. Das dieser "Burgstall" wie Wasenberg genannt wird, seine Gestalt der Entwicklung der normannischen Erdkegelburg verdankt, ist ebenso angeführt. Weiters erklärt Herr Obergottsberger, das die auf einem künstlich aufgeschütteten, abgeplatteten Hügel errichtete hölzernen Turmburgen später unter dem Namen Motte bekannt wurden, dieser jedoch bei uns so gut wie nie gebraucht wird, sondern hier meist von einem Hausberg gesprochen wird.

In Norddeutschland, genauer im Nienthal von Lütjenburg, begann ein man 2004 damit, eine Rekonstruktion eines Wehrgehöftes aus der Zeit um 1250 zu errichten. Diese Turmhügelburganlage versteht sich als lebendes Museum und avancierte in den vergangenen Jahren zum bedeutenden Mittelalterzentrum Schleswig-Holsteins. Diese Anlage ist durchaus mit jenen im Österreichischen Raum, speziell auch mit dem Wasenberg, zu vergleichen. Der einzige Unterschied besteht womöglich lediglich darin, das die Turmhügelburgen der Normannen ausschließlich aus dem Aushubmaterial des Grabens aufgeworfen wurden, wobei das Kernwerk des Wasenberg zusätzlich mit 1600m³ Schüttmaterial vergrößert wurde, was es um einiges höher machte als das Kernwerk der Rekonstruktion der Norddeutschen Turmhügelburg. Zur Veranschaulichung, wie die rekonstruierte Turmhügelburg aussieht, die sich sehr genau nach vorhandenen Vorlagen, archäologische Erkenntnissen und den erfahrenen Mitwirkenden richtet, und wie auch der Wasenberg einst ausgesehen haben dürfte, genehmigte uns Herr Wilhelmy von der Gesellschaft der Freunde der mittelalterlichen Burg in Lütjenburg e.V. (www.turmhuegelburg.de) die Veröffentlichung der folgenden Bilder. Recht herzlichen Dank dafür an dieser Stelle.

 

 

Die rekonstruierte Turmhügelburg erhebt sich auf einem künstlichen Kernwerk, das aus dem Aushubmaterial des umlaufenden Grabens besteht. Davor liegen ebenfalls rekonstruierte Wirtschaftsgebäude. Foto: www.turmhuegelburg.de

 

Der Turm der rekonstruierten Turmhügelburg.
Foto: www.turmhuegelburg.de
Lagerleben rund um die Turmhügelburg.
Fotos: www.turmhuegelburg.de

 

 

Die Errichtung solcher Sitze, die immer wieder in den Urkunden genannt werden, etwa "...mein haws darawf ich gesezzen..." und ähnlich, war im österreichischen Landpuech und Landrecht verankert. Diese Sitze traten neben oder mit den ebenso genannten Burgen im Einzugsbereich einer Herrenburg in Erscheinung, durften aber keine Wehreinrichtungen besitzen und mußten im ebenen Gelände errichtet werden. Deshalb kann man annehmen, daß zur Zeit der Gründung des Klosters Baumgartenberg durch Otto von Machland 1141 dieser Sitz schon bestand. Eine genaue Datierung jedoch kann aufgrund fehlender archäologischer Untersuchungen nicht gemacht werden.

 

 

Oktober 2007: Links der wunderschön rundum verlaufende Vorwall, rechts die steile Böschung des Kernwerks. Foto: Markus Hauser

 

Oktober 2007: Leider ist es durch den relativ dichten Baumbestand schlecht möglich, die Größe und Schönheit dieser wunderbaren Anlage zu veranschaulichen.
Foto: Markus Hauser

 

Oktober 2007: Bei meinem Besuch sah es so aus, als ob sich in einem Abstand von ca. 20 m zum Kernwerk ein kleiner Graben befindet, der die Anlage von Westen, über Süden bis Osten umzeiht, um dann wieder in den Nebenarm der Naarn der nördlich der Anlage vorbeilief, zu münden. Foto: Markus Hauser

 

 

Wasenberg ist ein typischer Hausberg mit großem Erdkegelstumpf, vorgelagertem Graben und Vorwall, wie es zahlreiche, hauptsächlich aber weiter westlich in Niederösterreich, gibt. Bei meinem Besuch erkannte ich einen zweiten, dem Vorwall vorgelagerten Graben, der die Anlage weiträumiger umzog, doch könnte dieser Graben durchaus auch von einem Rinnsal, das die Anlage umfloß, stammen. Der Erdkegelstumpf liegt 5 Meter über dem gewachsenen Terrain auf einer Höhe von 242,72 m über Adria. Sein oberster Durchmesser beträgt 19 m der der Grabensohle 37 m. Somit bot er Platz für ein Gebäude mit maximal 280 m² Grundfläche, was durchaus beachtlich ist.

Interessanterweise wurde auch errechnet, das nach damaligen Erhaltungszustand des Erdhügels rd. 3780m³ Erdmaterial umgewälzt werden mußten. Davon betrug der Aushub für den umlaufenden Graben 1090m³, der einerseits zur Aufschüttung des Vorwalls (310m³) und andererseits zur Schüttung des Erdkegels verwendet wurde. Allerdings war dieser Aushub bei weitem nicht ausreichend, um den Erdkegel eine derartige Höhe zu geben. Es mußten also zusätzlich 1600m³ Schüttmaterial herangeschafft werden. Herr Obergottsberger errechnete, das auf Grund empirischer Werte angenommen werden kann, daß 10 Mann für 189 Tagwerke oder 27 Wochen zur Errichtung dieser Erdsubstruktion beschäftigt waren

 

 

Oktober 2007: Kernwerk des Wasenbergs. Dieser abgeflachte Erdkegelstumpf bot den damaligen Erbauern eine Grundfläche von 280m². Foto: Markus Hauser

 

Oktober 2007: Blick vom Kernwerk ins Gelände. Man muß sich nun vorstellen, das zur Zeit der Erbauung hier mit Sicherheit die Sicht nicht verstellt war und der Umstand, das man sich auf einer erhöhten Position im nassen, wenn nicht teilweise sogar sumpfigen Gelände des verzweigten Mündungsgebietes der Naarn befand, dieser kleinen Befestigung zusätzlichen Schutz bot. Foto: Markus Hauser

 

 

Es bleibt abschließend nur zu sagen, daß es wünschenswert ist, diesen für oberösterreichische Verhältnisse außergewöhnlichen Hausberg zu schützen und zu erforschen.

Quellen: Wladimir Obergottsberger, Beitrag zum Katalog der Landesausstellung "Tausend Jahre Oberösterreich - Das Werden eines Landes", Linz 1983, S. 131+132

 

 

 

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Lage: Wasenberg liegt ca. 10 Gehminuten nördlich vom kleinen Ort Hart entfernt.
Adresse: Keine Vorhanden, liegt im Waldstück "Kirchstettner Holz" nördlich des Ortes Hart, nahe Mitterkirchen im Machland.

Adresse der Gemeinde: Mitterkirchen 50, 4343 Mitterkirchen
Homepage: www.mitterkirchen.at
Email: gemeinde@mitterkirchen.at
Tel.: 43 (0) 7269 8255

Bezirk: Perg
Bundesland: Oberösterreich

Öffnungszeiten: Die Anlage ist hederzeit zugänglich

Anfahrt: Von Linz aus auf der A1 (Westautobahn) in Richtung Wien bis Enns, hier Abfahren und weiter über Perg bis Arbing. Im Ort Arbing rechts abbiegen nach Mitterkirchen, nach ca 2km geht vor der Brücke über die Naarn links eine schmale Straße nach Hart und Kühdorf.

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